Was wäre ein Projekt ohne sein Team? Vermutlich nicht viel. Daher gibt es heute mal wieder ein Interview mit zwei unserer Teammitglieder: Hendrik und Christoph. Die beiden werden heute einen genaueren Einblick in ihre Arbeit geben, die vor allem mit der Entwicklung von PRiME zu tun hat. Aber lassen wir sie einfach selbst zu Wort kommen:
Lieber Christoph und lieber Hendrik, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben:
Christoph Greven
Bitte erzählt uns doch ein wenig über eure Person und euer Fachgebiet!
Christoph: Gerne. Mein Name ist Christoph Greven und ich habe meinen Masterabschluss in Informatik an der RWTH Aachen gemacht. Mein Fokus lag dabei im Wesentlichen auf Softwareentwicklung und e-Learning. Direkt im Anschluss habe ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Lehr- und Forschungsgebiet Informatik 9 (Lerntechnologien) angefangen, mit dem Ziel, dort auch zu promovieren. Seitdem beschäftige ich mich mit hauptsächlich mit Wissensmanagement, mobilem Lernen und allem, was damit zusammenhängt, wie beispielsweise Empfehlungssysteme.
Hendrik: Hallo, mein Name ist Hendrik Thüs. Bis vor drei Monaten habe ich das Projekt PRiME noch auf der Seite der RWTH Aachen mit betreut. Am 01.04. bin ich zur Deutschen Bahn, genauer zu DB Training gewechselt und arbeite von der anderen Seite her im Projekt weiter. Fachlich beschäftige ich mich mit der Nutzung von Kontextinformationen von Lernenden zur Verbesserung der Lernerfolge oder der alltäglichen Organisation. Solche Informationen helfen, personalisierte Empfehlungen und Rückmeldungen zu geben bzw. das Lernsystem an die aktuellen Gegebenheiten anzupassen.
Hendrik Thüs
Womit beschäftigt ihr euch genau bei PRiME und was sind eure derzeitigen Aufgaben im Projekt?
Christoph: Das Projekt ist ja sehr komplex und vielseitig und entsprechend sind das auch die Aufgaben. Als Entwickler arbeite ich hauptsächlich an dem Backend von PRiME, dem zentralen Wissensspeicher, der über Services alle Anwendungen der Nutzer bedient. Das Entwicklungsteam ist groß und wird derzeit u.a. durch 5 Hilfswissenschaftler unterstützt. Diese zu koordinieren und dafür zu sorgen, dass sich das System stetig gemäß unserer Ziele weiterentwickelt, gehört zu meinen Aufgaben. Daneben aber auch u.a. die Anforderungserhebung und Evaluation mit unserer Zielgruppe.
Hendrik: Vor meinem Wechsel zur Deutschen Bahn habe ich mich zusammen mit einem Teil unserer Hiwis um die Entwicklung der mobilen Anwendungen des PRiME-Systems gekümmert. Aktuell beschäftige ich mich mehr mit dem Austausch mit anderen Projekten, um mögliche Schnittstellen und Kooperationen zu finden.
Wir sind neugierig: Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei euch aus?
Christoph: Neben den Arbeiten, die in PRiME anstehen, haben wir natürlich am Lehr- und Forschungsgebiet noch andere Verpflichtungen, beispielsweise Lehre, Betreuung von Abschlussarbeiten etc. Das bringt ziemlich viel Abwechslung.
Hendrik: Bei mir hat es bisher noch keinen typischen Arbeitstag gegeben. Durch die starke Verteilung der einzelnen Bereiche bei der Deutschen Bahn reise ich sehr viel zu verschiedenen Veranstaltungen, wie z.B. zu Kundendialogen, Roadshows oder Kongressen. Hier präsentiere ich unser Projekt zusammen mit Kollegen und tausche mich mit Interessenten aus.
Agile Entwicklungsmethoden wie SCRUM oder Kanban werden aktuell viel diskutiert. Wie seid ihr bisher an die Entwicklung von PRiME herangegangen? Habt ihr bestimmte Vorgehensweisen oder Methoden?
Christoph: Oft wird bei solchen agilen Entwicklungsmethoden Flexibilität mit Chaos verwechselt. In der Softwareentwicklung generell, aber vor allem in Forschungsprojekten bieten sich dennoch agile, iterative Prozesse an, die Einflüsse durch neue Erkenntnisse oder weitere Anforderungen zulassen. Wir arbeiten nicht speziell nach SCRUM, aber sehr ähnlich. Neben einer Roadmap mit abstrakteren Zielen über die gesamte Projektlaufzeit nutzen wir noch diverse weitere Werkzeuge. Unsere Softwareentwicklungen sind kleinschrittiger gestaltet, d.h. aus einer Art Backlock werden wöchentlich Aufgaben mit hoher Priorität identifiziert und verteilt, die mit den Absprachen unserer zweimonatigen Kernteamtreffen harmonieren. Da möchte ich aber jedem Team nahe legen, individuell für sich die beste Zusammenstellung an Maßnahmen und Werkzeugen zu finden und diese auch bei Bedarf anzupassen. Denn zweckgebunden sollte es immer sein.
Welche Programmiersprachen nutzt ihr für PRiME?
Hendrik: Zu Beginn des Projekts kam unter anderem diese Frage auf. Hierzu muss man wissen, dass das PRiME-Projekt eigentlich aus drei Teilbereichen besteht: einem Backend zur Verwaltung und Speicherung der Informationen, einem webbasierten Tool für Autoren zum Importieren und Editieren von Dokumenten sowie aus mehreren mobilen Anwendungen. In jedem Bereich haben wir uns an die gängigen Standards gehalten und keine Experimente gemacht. Die grundlegende Sprache in allen drei Bereichen ist Java, wobei sich erst 2014 herausgestellt hat, dass wir die mobilen Anwendungen für die mobile Plattform Android entwickeln und nicht für iOS-Geräte. Ansonsten wären wir hier auf den Objective-C-Zug aufgesprungen.
Worauf legt ihr bei der Entwicklung von PRiME besonders großen Wert?
Christoph: Es gibt genug Projekte, die vielleicht sehr gute Ideen verfolgt haben und letzten Endes doch in der Schublade gelandet sind. Auch weil die angedachten Anwender schließlich vor vollendete Tatsachen gestellt wurden. Das wollen wir mit PRiME keinesfalls. Deswegen haben wir Vertreter unserer Zielgruppe, wie Wagenmeister sowie die entsprechenden Trainer, Trainingsentwickler und Fachautoren, schon von Anfang an mit eingebunden – ob bei Anwenderworkshops direkt zu Beginn, diversen Feedbackrunden, Demos oder aktuell bei Live-Evaluationen in Schulungen. Nur so können wir sicherstellen, dass wir ein System entwickeln, das später auch von den Nutzern akzeptiert wird. Denn PRiME lebt von der Beteiligung des Einzelnen.
PRiME ist ein komplexes System und sicherlich seid ihr im Laufe der Zeit auch mal an Punkte gelangt, die euch etwas Kopfzerbrechen bereitet haben. Worin seht ihr generell die Herausforderungen bei der Entwicklung?
Hendrik: Bei einigen Aspekten greifen wir bewusst auf Altbewährtes zurück, beispielsweise um die Integration in die IT-Landschaft sicherzustellen. Woanders setzen wir auf Tools, die selber noch im Weiterentwicklungsprozess sind und wir dann schon hin und wieder an die Grenzen des Machbaren gelangen. Das betrifft vor allem die ungewöhnlich komplexe interne Wissensstruktur aus verschiedenen Elementen, mit verschiedenen Relationen, in verschiedenen Versionen usw. Speziell bei der Entwicklung der mobilen Anwendungen gab es bislang aber keine unlösbaren Probleme. Weitere Herausforderungen liegen eher im konzeptuellen Bereich. Viele Meinungen und Wünsche führen zu vielen Prototypen, aus denen sich die goldene Mitte herausentwickeln muss. Dies bedeutet, dass viel getestet und evaluiert werden muss.
Wenn ihr mal auf einen Blick auf den Anfang des Projektes vor 3 Jahren und jetzt werft: Wie schätzt ihr die Entwicklung von PRiME seitdem ein?
Christoph: Es freut mich zu sehen, dass wir unsere Ziele so konsequent verfolgen und umsetzen konnten. Die Idee hinter PRiME ist immer weiter gewachsen und konkreter geworden und nach der langen Zeit zu einem handfesten Werkzeug manifestiert. Der Kontakt mit allen Interessierten, auch außerhalb unserer ersten Testgruppe, zeigt aktuell das Bedürfnis und den Wunsch nach einer Hilfe wie PRiME. Daran merken wir, dass wir anscheinend etwas richtig gemacht haben. Das unterstreichen auch die Preise, mit denen das Projekt bisher ausgezeichnet wurde. Am Ende stecken dahinter aber immer tolle Menschen, ein gut funktionierendes Team und eine fruchtbare Zusammenarbeit.
Hendrik: Technisch und didaktisch ist das Projekt eine große Herausforderung. Im Laufe der Zeit haben wir festgestellt, dass sich unsere Ideen und Wünsche recht gut umsetzen lassen. Und mehr noch: Durch die stetige Evaluation mit Teilnehmern der Zielgruppe kamen immer neue Anforderungen, Wünsche und Ideen, die wir am Anfang noch nicht auf dem Schirm hatten und die die Nutzbarkeit erheblich verbessern.
Die Tech-Welt befindet sich im stetigen Wandel. Auf welche zukünftigen IT-Entwicklungen freut ihr euch am meisten? Und inwiefern könnten diese für PRiME relevant sein?
Christoph: Wir haben in PRiME zwar schon einige intelligente Verfahren, um die Nutzer zu unterstützen und kognitiv zu entlasten, zum Beispiel bei der Eindämmung der Informationsflut bei der Vorauswahl relevanter Materialien, um die akute Problemsituation zu bewerkstelligen. Es gibt aktuell aber viele Bemühungen in den Bereichen Datenanalyse und künstliche Intelligenz, die hier völlig neue Möglichkeiten schaffen und dessen Konsequenzen wir momentan vermutlich noch gar nicht abschätzen können.
Hendrik: PRiME ist ein Projekt für mobile Mitarbeiter. Insofern finde ich die Entwicklungen der mobilen Endgeräte und zugehöriger Technologien wie Augmented und Virtual Reality sehr spannend. Ein Tablet, so portabel es sein mag, nimmt trotzdem noch mindestens eine Hand des Nutzers in Anspruch. Neue Aus- und vor allem Eingabemethoden können den Umgang mit Informationen stark vereinfachen.
Die letzte Frage an euch: Wie würdet ihr PRiME in 3 Worten beschreiben?
Christoph: 3 Worte? Das sind ziemlich wenige für ein so komplexes System – sogar bei der Namensfindung (Professional Reflective Mobile Personal Learning Environments) haben die nicht ausgereicht. Work – reflect – learn, das haben wir anfangs in unser Logo aufgenommen und das trifft es auch nach wie vor ziemlich gut.
Hendrik: Kurz und knapp: mobil – strukturiert – personalisiert.
Herzlich Dank ihr beiden, dass ihr euch die Zeit genommen habt, die Fragen zu beantworten. 🙂 Damit verabschieden wir uns für heute und wünschen allen eine schöne Woche!
Bis bald,
Ihr PRiME-Team
P.S. Unser letztes Interview mit Amine und Michael können Sie übrigens hier nochmal nachlesen.